TSB 1847 Ravensburg – SG Lauterstein 2 26:26 (11:13)

von TF

      Logbuch des Reisebusses USS-SG Lauterstein, Sternzeit 9. März Anno 2019. Unser Ziel ist der Planet Ravensburg, eine weit abgelegene Enklave der Landesliga im Sternbild Staffel 3. Der Auftrag ist, beide Punkte aus der Kuppelnauhalle zu entführen. Punkt 14:30 verlässt der Bus mit in blau gelb gekleideten Handballern und einer handverlesenen Gruppe Edelfans den Heimathafen (auch bekannt als Viehof). Im gesamten Bus kann man die Anspannung greifen, es ist klar: Heute geht es um mehr als nur zwei Punkte, es geht darum Geschichte zu schreiben.

      Die erste Geschichte des Tages wurde jedoch eine Geschichte des Scheiterns. Die Frage: „Wie viele Bänker braucht man um dem Busfahrer die richtige Adresse zu nennen?“ kann klar mit mehr als einem beantwortet werden. Denn im ersten angeflogenen Sportzentrum fand an diesem Tag leider kein Handballspiel statt. Dieser Umweg gab den Spielern und Fans die Gelegenheit zu sehen wie weniger privilegierte Menschen ihren Samstag verbringen. Sogenannte „Fußballer“ die ihren Sport bei strömenden Regen im freien praktizieren, wirklich schlimme Bilder. Vielleicht sollte die Handballgemeinde hier einmal aktiv werden und dieser primitiven Randsportart ein paar Hallen schenken. 

      Gegen 17:00 wurde dann doch die Kuppelnauhalle erreicht und die mitgereisten Heubacher Ultras Übernahmen direkt die akustische Vorherrschaft. Angestachelt von den Sprechchören auf der Tribüne ging die 1B schnell mit 6:10 in Führung und man glaubte schon an einen lockeren Sieg. Doch leider drehte die Partie wieder und beim 11:11 war klar, dass Spiel wird mindestens so spannend wie die Trikots der Kreisläufer. In der Summe konnten die Ravensburger in dieser Spielphase einfach zu viele Tempogegenstöße laufen die selbst Jannis Wagner im Tor nicht alle halten konnte. Trauriger Tiefpunkt war dann ein vom gegnerischen Torwart gefangener Rückraumwurf. Zur Halbzeit stand es dann immerhin wieder 11:13.

      Die zweite Halbzeit entwickelte sich zu einem echten Krimi, die Führung wechselte Hin und Her. Ein echtes Spektakel aber nichts für schwache Nerven. Mitte der zweiten Halbzeit ging Ravensburg dann zum ersten Mal mit 2 Toren in Führung. Auf der Tribüne machten sich erste Zweifel breit ob die Mission 2 Punkte heute erfolgreich sein wird (Zumindest bei dem Teil der Fans die ihre Augen auf dem Spielfeld anstatt auf dem Smartphone hatte). Ab der 45 Minute verwandelte sich die Kuppelnauhalle dann zum Ziller-Wonderland. Mit 2 Toren in Folge stellte er das Unentschieden wieder her und schien im Begriff zu sein die 1B im Alleingang zum Sieg zu führen. Diese Erfolgsserie war ihm aber offensichtlich selbst unheimlich und er beantragte beim Schiedsrichter eine individuelle, zwei minütige Verschnaufpause. Die gelb blauen versuchten nun alles um zurück auf die Siegerstraße zu kommen. Mit Timo Gresser wurde eine lebende Legenden in den Ring geworfen und er zeigte sofort, dass er auch im hohen Handballalter noch eine echte Katze im Tor ist. Die Spielhandlung spitzte sich immer weiter zu einem dramatischen Finale zu. In der 56 Minuten brachte Jakob Grupp die SGL mit 24:25 in Führung, der Sieg schien greifbar. Doch Ravensburg gab sich nicht auf und schafften nach dem Ausgleich auch noch in Führung zu gehen. 26:25, noch 37 Sekunden zu spielen. Der Tisch war gedeckt für ein Finale furioso. Normalerweise würde man jetzt die Zeit runterlaufen lassen und dann in letzter Sekunde das Unentschieden holen, aber nicht so Markus Stuber. Aus dem Nichts pulverisiert er die gegnerische Abwehr und macht 27 Sekunden vor Ende den Ausgleich, genug Zeit für einen weiteren Angriff der Ravensburger, oder einen Lautersteiner Konter – Alles oder Nichts. Die TSB nimmt die Auszeit und bereitet ihren letzten Wurf vor. Der absolute Showdown, Tot oder Gladiolen, Crunch Time, Sekunden der Entscheidung. Die Ravensburger Angriffswelle prallte ein letztes Mal auf das Lautersteiner Abwehrbollwerk. Der Angriff verpuffte und alle konnten erst einmal durchatmen. Unentschieden, ein Punkt gewonnen, ein Punkt verloren. Das Ergebnis ist gerecht für die beiden heldenhaft aufspielenden Mannschaften aber einer solch epischen Handballschlacht auch irgendwie unwürdig. Die lange Rückfahrt hingegen konnte als klarer K.O.-Sieg der 1B über die Fastenzeit gewertet werden.

      Was am Ende noch zu sagen bleibt:

      Michael Funk war (mal wieder) der einzige Spieler mit mehr Zeitstrafen als Toren, ein Phänomen das bei Spielern mit Landwirtschaftshintergrund weit verbreitet ist.

      Ob die Selbsteinwechslung von Trainer Sebastian Rieger in der zweiten Halbzeit als Unterstützung oder Strafe der schwächelten Mannschaft gedacht war blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

      SG Lauterstein:

      Marvin Heinzmann 3, 3, , 3 (1 x ), , Patrick Kümmel, (1 x ), 4 (1 x ), Rene Adelhelm 1, 3, Johannes Edelmann 1, 7/2, 1